2 Tage in Vang Vieng

Autor: Herbert Jeckl
Autor: Herbert Jeckl

„Wann fährt denn morgen der Bus nach Luang Prabang“, fragte Claudia den Besitzer des Restaurants als er uns die Suppe brachte.

„Um 10.00 Uhr … oder um 11.00 Uhr“, war seine unschlüssige Antwort.

„Und wo fährt er ab?“

„Hier in der Straße.“

„Ah, das ist ja gut. Da können wir ja gleich hier noch frühstücken“, schlug Claudia zufrieden vor.

Dann müssten wir halt schon um 9.30 im Restaurant sein, das wäre kein Problem.

Auf meiner nächtlichen Tour durch Vang Viengs Straßen bekam ich noch einmal Hunger. Ich kehrte in einer anderen Kneipe ein und wollte etwas essen, konnte aber die Speisekarte nicht lesen.

„Was ist das für eine Suppe“, fragte ich den Wirt freundlich und zeigte auf den Tisch, an dem Einheimische aßen.

„Das ist dasselbe wie das hier aber anders“, erklärte er etwas verwirrend und hielt mir einen Teller entgegen.

‚Aha – same same but different!‘ dachte ich und bestellte eben.

‚Same same but different scheint der Spruch in Laos zu sein.

Schon bei der Zimmersuche fiel uns auf, dass die Leute hier sehr häufig diesen Slogan verwenden.

Ein Mann wollte wissen, warum er den gleichen Preis für ein Zimmer bezahlen musste wie wir, da wir doch zu zweit wären. Aber die nette Vermieterin ließ sich nicht beirren – ‚same same but different‘ war das Motto; unser Zimmer war gleich groß und gleich ausgestattet wie das des Mannes, das war ‚same same – nur, wir waren zu zweit, das war ‚different‘.

Dafür hatten wir ja auch weniger Platz.

Nach dem Essen fragte ich diesen Wirt nochmals nach dem Weg zur Bushaltestelle, und dieser Wirt wusste eine andere – oder besser gesagt, er war sich nicht schlüssig.

„Manchmal hält er da draußen an der Hauptstraße, manchmal fährt er aber auch in den Ort hinein. Dann fährt er da vorne ab“, erklärte er und zeigte in Richtung des anderen Restaurants.

„Und wann?“

„Um 1.00 Uhr.“

Nun hatten wir zwei Haltestellen und drei verschiedene Abfahrtszeiten. Ein anderer Traveller sah wie ich grübelte und setzte sich zu mir, er hatte unser Gespräch mitgehört.

„Vergiss es, du kriegst hier keine richtige Antwort. Ich fahre morgen früh um 6.00 Uhr nach Kasi, dann bin ich schon mal ein Stückchen weiter“,  sagte er.

„Oh, nein! Das ist mir zu früh. Da werden wir es wohl um 10.00 Uhr     versuchen.

So war es dann auch. Claudia und ich frühstückten zuerst einmal in dem Restaurant an der Haltestelle und warteten sehnsüchtig auf den Bus, aber das einzige was kam, war ein völlig überfüllter Pick-up, der zwar Claudia noch mitgenommen hätte, aber nicht mehr mich. Claudia wollte mich aber nicht allein lassen, also warteten wir gemeinsam auf den nächsten Bus.

Vang ViengInzwischen war es fast 12.00 Uhr und weit und breit immer noch kein Bus zu sehen. Mit uns hatten fünf Franzosen vergeblich gewartet.

„Wie wäre es, wenn wir bis zur Kreuzung laufen, wo die beiden Straßen zusammentreffen. Da muss der Bus auf alle Fälle vorbei“, schlug ich vor.
Mit den fünf Franzosen im Schlepptau marschierten wir zur Kreuzung und warteten in brütender Mittagshitze auf die einzige Möglichkeit, nach Luang Prabang zu gelangen.

 

Ein kleines Haus in einer Kurve spendete uns ein wenig Schatten.

Mit einem selbstgebastelten Ball vertrieben sich die Franzosen die Zeit. Dann – plötzlich – kurz nach 1.30 Uhr ein lautes Geräusch: Whumm! – Tut… Tut…Whumm!“ und vorbei war der einzige Bus in den Norden.

Verzweifeltes Hinterherwinken, doch keine Reaktion des Fahrers. Er hatte uns wohl hinter dem Haus nicht gesehen.

Wir setzten uns wieder in den Schatten und warteten. Trotz unserer ausweglosen Lage, am heutigen Tag noch weiter zu kommen, war niemand schlecht gelaunt oder nervös.

„So, was machen wir jetzt?“ fragte ich einfach mal so in die Runde.

Fragende Blicke antworteten mir, dann zündeten die Franzosen erst mal einen Joint an und Claudia stärkte sich mit einer Orange.

Ein geschäftstüchtiger Pick-up Fahrer hatte unsere missliche Lage wohl erkannt und wollte uns für 100 US-$ nach Luang Prabang fahren – weit überzogen! Unser ignorierendes Lächeln vertrieb ihn wieder.

Claudia stand mitten auf der Straße und hielt nach sämtlichen Richtungen Ausschau.

„Hey, was ist das?!“ rief sie ungläubig als hätte sie eine Fata Morgana gesehen. „Ein Bus!“

Und tatsächlich kam gegen alle Erwartungen ein Bus aus Vang Vieng herangefahren, der anhalten musste, sonst hätte er Claudia überfahren.

Kasi, Kasi?“ rief sie hinein und ein freundliches Nicken strahlte nach draußen. Der Bus war brechend voll, aber irgendwo fand man noch ein Plätzchen für uns und unsere Rucksäcke. Ich hatte einen Logenplatz gleich neben dem Fahrer.

Wieder erreicht mich eine neue Erfahrung auf unserer Reise.
Truthahn, Hühner, Enten, Schweine und anderes Vieh – die Größten von ihnen sind die Wasserbüffel – schlendern gemächlich die Straße entlang und denken nicht daran beiseite zu gehen.

Vang Vieng
Kinder spielen am Straßenrand und winken uns entgegen. Mit unvermindertem Tempo prescht der Bus in Schlangenlinien, um den Tieren auszuweichen, durch den Ort.
Erst wenn der Fahrer auf die Hupe drückt, weiß Kind und Vieh, daß es von der Straße flüchten muß.
Die Busfahrer sind gefordert auf diesen Straßen. Mit viel Umsicht und Geschick manövrieren sie die überfüllten Busse an den Hindernissen vorbei.

Die Fahrt wurde immer interessanter, es ging nun immer weiter in die Bergwelt hinein.

„Da vorne ist der Bus nach Luang Prabang“, deutete der Fahrer an. Aber, so wie das aussah, half uns das nicht viel. Der Bus stockte und qualmte immer mehr und als unser Fahrer zum Überholen ansetzte, blieb der andere Bus ganz stehen.

Glück im Unglück – denn das war sicher nicht die erste unfreiwillige Pause, die er einlegen musste, sonst hätten wir ihn nie eingeholt. Aber wie sollten wir jetzt weiterkommen?

In Kasi trafen wir noch andere Traveller, die auf der Strecke geblieben waren. Auch Günter, der Deutsche aus Vang Vieng, der sich schon um 6.00 Uhr auf den Weg gemacht hatte, war nun auch noch nicht weiter als wir.

Der liegengebliebene Bus war wieder in Gang gebracht worden und hatte nun auch schnaubend und krachend Kasi erreicht. Aber er war schon so voll, dass er nur noch drei weitere Personen aufnehmen wollte. Es war eh ein Unding, dass man mit ihm die schwierige Strecke weiterfahren wollte.

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Dein Reisefreund
Jacko

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