Chiang Mai – Trekking in den Bergen (Tag 1)

Wer nach Chiang Mai geht, der geht auf Trekking-Tour – und so auch wir.

Chiang Mai Trekking Tour„Wenn ihr Zeit habt, dann macht die viertägige Tour, das ist mit einer zweitägigen gar nicht zu vergleichen“, warb Annette für ihre Tour. „Ihr werdet ganz sicher keine andere Gruppe treffen, das verspreche ich euch.“

Hm…, Traveller haben nie Zeit, da kann man noch so lange unterwegs sein.Nach reiflichen Überlegungen, wo wir später die Zeit wieder reinholen könnten, hatten wir uns also für die 4-Tages-Tour entschieden. Es war uns schon wichtig, dass wir nicht jede Stunde auf daher trampelnde Touristengruppen treffen würden.

Außer Claudia und mir waren noch 2 weitere Deutsche – Birgit aus Lübeck und Dirk aus Viersen – mit von der Partie. Australien war mit Stacy aus Sydney vertreten; Schweden mit Jo und Jess, die aber in Australien studierten; und aus Norwegen kam ein braun gebrannter, schwarzhaariger Kerl, der so schweigsam war, dass ich nicht einmal mehr weiß, ob er seinen Namen gesagt hatte.

Nach einer langen, kurvigen und staubigen Fahrt wurden wir etwa 70 Kilometer weiter südlich im Inthanon Nationalpark abgesetzt, an einem Dorf der Karen. Es war unsere erste Begegnung mit einem Volk der Bergstämme.

Autor: Herbert Jeckl
Autor: Herbert Jeckl

„Ich komme mir vor wie bei einer Expedition“, flüsterte ich zu Claudia.
Nur die Träger für unser Gepäck fehlten, das mussten wir selber schleppen.

Neugierig stierten die Dorfbewohner uns hinterher. Ich hörte wie sich Pang angeregt mit einer Frau unterhielt, die sich offensichtlich für die kräftigen Waden der dicken Schwedin begeistern konnte. Immer wieder zeigte sie darauf und lachte lauthals heraus. Na ja, in den asiatischen Ländern deutet eine gewisse Fülle auf Wohlstand hin und davon hatte Jo einiges zu bieten.

„Was sagt die Frau, Pang?“ fragte jemand aus der Runde.

Jetzt war Pang in der Zwickmühle. Zum einen erlaubt ihm seine asiatische Höflichkeit nicht zu lügen, zum anderen gebot es seine Höflichkeit nicht, andere zu beleidigen.

„Äh…“, stotterte er, „ein kräftiges Mädchen mit einem schweren Rucksack.“

Pang versuchte so gut es ging, sich aus der Klemme zu reden und trieb uns an. Er hatte das Mittel der ‚freien Übersetzung‘ gewählt.

Die erste Etappe war einfach. Der Weg war fast immer eben, ab und zu mal ein kleiner Anstieg, aber das war für die gesamte Gruppe kein Problem.

Auch das Dorf, in dem wir unsere erste Nacht verbrachten, war ein Dorf der Karen. Diese Menschen hier waren genauso an uns interessiert wie wir an ihnen. Immer wieder kamen vereinzelt welche von ihnen an unsere Hütte und bestaunten uns. Hätten sie einen Fotoapparat gehabt, hätten sie wohl auch Bilder von uns gemacht. Ich traute mich noch nicht so richtig zu fotografieren, weil ich nicht wusste, wie sie reagieren würden.

Pang war ein guter Koch, er zauberte ein köstliches Abendessen auf den Tisch. Ich weiß nicht, wo der Kerl die ganzen Zutaten und Gewürze her hatte. Bei unserer Wanderung fiel mir nur manchmal auf, dass er etwas zusammensammelte und in seine Umhängetasche tat. Wahrscheinlich hatte er auch einiges von den Dorfbewohnern bekommen. Es gab Pilzsuppe und ein herzhaft würziges Reisgericht, von dem jeder gerne noch ein zweites Mal schöpfte.
Übrigens war mir auf unserer bisherigen Reise schon öfters aufgefallen, dass in Thailand mehr Männer als Frauen hinter den Töpfen stehen.

Unsere Gruppe war noch immer ziemlich zurückhaltend, aber langsam tastete man sich heran. Claudia las ihren langen Brief von Stefan und ich lag da und beobachtete die anderen.

Inzwischen ist es kalt geworden und wir bekommen einen Vorgeschmack, was uns heute Nacht erwartet. Das Dorf liegt 1 700 Meter hoch in den Bergen und der dünne Schlafsack wird die Kälte nicht abhalten können. Gerne nimmt jeder etwas Tee, den die Einheimischen gekocht haben – er wärmt. Die offene Feuerstelle mitten im Raum schafft eine beschauliche Atmosphäre.

Ich denke an zuhause und an unsere Lagerfeuer am See – das einzige, was mir fehlt, ist nur etwas Rum in dem Tee.

Die Gruppe taut langsam auf. Pang versucht die vielen Fragen so gut wie möglich zu beantworten, aber ich glaube, er geht eher diplomatisch vor. Schließlich kennt er uns zu wenig, um seinen Lebenslauf vor uns auf den Tisch zu legen.

Inzwischen hatte sich der Führer des Dorfes zu uns gesetzt.

„Pang, frag‘ doch mal wie das so ist, wenn da so Touristen ins Dorf kommen. Stören wir die Leute nicht in ihrem Leben? Fühlen sich die Menschen hier nicht begafft?“ wollte Stacy wissen.

Leider sprach der Mann kein Englisch, so musste Pang übersetzen.

„Nein, ihr stört uns nicht. Uns interessiert euer Leben genauso wie unser Leben euch. In eure Dörfer und Städte kommen doch auch andauernd Touristen, ihr nehmt das gar nicht mehr wahr, ob es Touristen oder Einheimische sind, weil sich einer für den anderen nicht mehr interessiert. Sicher, ihr habt mehr Wohlstand und Dinge, die wir nie besitzen werden, aber wir sind mit unserem Leben zufrieden. Euer Leben ist einfach anders – ob es besser ist …“ Dann brach der Mann ab und stellte sich weiteren Fragen.

Aus den Antworten hörte man heraus, dass der Mann in keiner Weise primitiv oder ungebildet war – keiner der Menschen hier war dumm. Sie konnten Dinge, die wir schon längst verlernt hatten oder nur noch mit Hilfsmitteln fertig bringen würden.

Nach einer Weile verabschiedete sich der gesprächige Mann und wir waren wieder unter uns.

Am leichtesten knüpfte ich mit Birgit Kontakt. Sie war ein ruhiges, ausgeglichenes Mädchen mit einem Einschlag zum Hippie-Dasein.

Stacy war sehr zurückhaltend und hatte sich an Dirks Seite geschlagen. Der wiederum hatte sich zur Hauptperson unserer Gruppe auserkoren. Er wollte immer witzig sein, außerdem schien er sich für Stacy zu interessieren und scharwenzelte auch immer um sie herum.

Die pummelige Jo redete wie ein Wasserfall und lachte immer so aufdringlich, dass jeder ihren goldenen Delfin sehen musste, den sie in einem ihrer vorderen Zähne einsetzen lassen hatte. Sie schien sich über ihr Übergewicht keine Sorgen zu machen und posierte als Herrscherin über ihre Freundin Jess. Diese war wohl ihre Butlerin, sie machte einen ruhigen, naiven Eindruck und folgte ihrer Herrin aufs Wort.

Der Norweger war Dirks Gegenteil – er drängte sich so weit in den Hintergrund, dass er unbemerkt blieb. Bisher hatte ich noch keinen einzigen Satz von ihm gehört.

„Was liest du denn da?“ fragte Birgit als sie sah, wie verzückt Claudia an Stefans Brief hing.

„Ich habe Post von meinem Freund bekommen und bin jetzt total happy, aber auch ein bisschen traurig.“

„Wie, ihr seid gar kein Pärchen?“ fragte Birgit überrascht. Anscheinend hielten uns alle für ein Pärchen.

„Ne, wir sind nur Reisepartner“, erklärte Claudia und erzählte die Geschichte, wie wir zueinandergefunden hatten.

Ich hörte derweil Pangs Ausführungen zu. Er beantwortete gerne alle Fragen, außer man kam auf seine Person zu sprechen.

Die Nacht war bitterkalt, am nächsten Morgen erzählte jeder, wie wenig man doch geschlafen hatte. Erst gegen Morgen, kurz bevor die Sonne aufging, musste ich eingeschlafen sein, bis mich dann kurz darauf ein Hahn mit seinem Geschrei und dumpfes, monotones Hämmern aus meinen kühlen Träumen riss…

Wie es weiter ging könnt ihr in meinem Buch lesen.

Dein Reisefreund
Jacko

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