„Na, so ganz wohl fühle ich mich in meiner Haut noch nicht“, sagte ich zu Claudia, als wir mit unserem schweren Gepäck durch das ärmliche Dorf am Nam-Ngum-Stausee in Laos schlenderten.
Die Leute starrten uns an, begrüßten uns aber mit einer zurückhaltenden Freundlichkeit. Sie freuten sich, wenn wir in ihrer Sprache antworteten. Leider war „Sabai Dii“ (Guten Tag) das einzige, was wir bisher sagen konnten.
Die Sprachbarriere blieb bestehen. Englisch war in dieser Gegend ein Fremdwort, obwohl Amerika irgendwann versucht haben musste, hier Fuß zu fassen. Überall hingen riesige Werbeplakate von Marlboro und Pepsi, wobei Coca Cola nahezu fremd war.
Auch von den Fastfood Ketten blieben die Menschen hier in Laos noch verschont. So blieb der alte Mann mit dem Boot, der uns auf die kleine Insel übersetzte, der Einzige, mit dem wir uns unterhalten konnten.
Die Insel war eher ein Inselchen, die man in zehn Minuten umrundet hatte – abgeschieden von der Außenwelt, ein Platz zum Erholen. Dafür war das Haus wohl die schönste Unterkunft auf unserer langen Reise; ein Herrenhaus mit Marmorboden und klassischen Möbeln. Nur noch ein einziges Pärchen bewohnte mit uns dieses große Haus (7 Zimmer) und die beiden bekamen wir auch nur einmal zu Gesicht.
Als wir Hunger bekommen winken wir zur Nachbarinsel, auf der ein Restaurant steht. Eine Frau holt uns mit ihrem Boot ab und nimmt uns mit rüber. Claudia hat ihre Geldtasche am Ufer unserer Insel vergessen – was soll’s, es ist ja eh niemand da und wir sehen hinüber.
Es gibt nicht viel auf der Speisekarte zu wählen, das meiste können wir sowieso nicht lesen, aber das was es gibt, schmeckt gut.
Wir sitzen hier im Wohnzimmer dieser Familie, schade, dass wir nicht mit ihnen reden können.
Während wir unser Candlelight-dinner genießen, legen sich die Jüngsten schon schlafen.
Um 9.00 Uhr wurde der Generator abgestellt und alles spielte sich nur noch unter Mondlicht und Kerzenschein ab – romantisch.
Nach unserem Dinner brachte uns die Frau wieder zurück. Die Geldtasche lag am selben Platz, wo Claudia sie vergessen hatte. Auch in unserer Unterkunft gab es nur Kerzenlicht, aber eigentlich brauchte man hier auch nicht mehr.
Am nächsten Tag, pünktlich um 10.00 Uhr holte uns der alte Bootsmann wieder ab und brachte uns ans Festland zurück.
Wir schlenderten durch den kleinen Ort, der eigentlich nur aus zwei Straßen bestand und schauten, was es auf dem Markt so alles gab. Claudias Hunger war so groß, dass sie alles gegessen hätte.
Wir versuchten eines der Landesgerichte, dass sich wohl auch noch aus der Kolonialzeit eingebürgert hatte – ein französischer Weißbrotstängel, belegt mit pikant gewürzter Rindswurst und einer scharfen Soße darüber.
Danach könnten wir eigentlich weiter – wenn es irgendein Fahrzeug geben würde, dass uns hier wegbringen wollte.
Eine halbe Stunde sitzen wir jetzt schon bei einer Gluthitze auf der harten Bank eines Pick-ups und warten. Auf was und wie lange warten wir noch? Man deutete an, um halb zwölf würde man fahren. Jetzt haben wir zwölf.
Der Fahrer zeigt mit seinen Fingern acht an. Jetzt begreifen wir. In Laos fährt man nicht nach Uhrzeit – in Laos fährt man, wenn der Pick-up voll ist, und zwar so voll, daß man nicht mehr bequem sitzen kann.
Dicht gedrängt teilen wir uns eine schmale Bank, unsere Füße müssen wir irgendwie übereinanderschlagen oder zwischen Kartoffelsäcken verstauen.
Lebendige Hühner, denen die Füße zusammengebunden sind, werden einfach unter die Bank geschleudert als wären sie gefühllose Gegenstände. Manchmal versuchen sie sich zu befreien und picken einem in die Füße. Die schlechte Behandlung der Lebewesen schlägt mir etwas auf den Magen.
Aber was sollte man tun? Mit den Menschen über Tierschutz zu reden hätte wenig Sinn, sie würden es nicht verstehen – zum Einen der Sprache wegen und zum anderen konnte man nicht verlangen, dass Menschen sich über das Wohlergehen der Tiere Gedanken machen, die selbst ums Überleben kämpfen müssen. Allerdings hatte ich bisher nie den Eindruck bekommen, dass es den Menschen hier schlecht ging oder dass jemand Hunger leiden müsste.
Endlich, so gegen 1.00 Uhr als neun Personen und jede Menge Hühner sich die Bänke teilten, ging es los nach Thalat.
Eine direkte Verbindung nach Vang Vieng gab es nicht, so mussten wir auf einen anderen Pick-up umsteigen.
Dein Reisefreund
Jacko