Vientiane bot uns gleich die nächste Überraschung in Laos. Im Gegensatz zu Bangkok war die laotische Hauptstadt ein Dorf.
Während wir so durch die Gegend schlenderten überlegten wir noch, warum wir eigentlich zuvor ein Moped mieten wollten – in einem halben Tag konnte man den Stadtkern zu Fuß erkunden.
Was gab es in Vientiane zu sehen?
Allzu viel war es nicht. Das schönste Bauwerk der Hauptstadt dürfte wohl der Triumphbogen Patou Say sein. War Laos doch über lange Jahre eine französische Kolonie gewesen, so konnte man das hier an dem nach Pariser Vorbild errichteten Gebäude erkennen.
Im Revolutionsmuseum konnte man Ausstellungen über Vergangenheit und Gegenwart von Laos bewundern, wobei das Armeemuseum und der Palast des Präsidenten für die Öffentlichkeit verschlossen blieben.
In der Nähe des Triumphbogens gibt es einige gemütliche Parkanlagen, in denen man sich ausruhen kann (insofern das erforderlich ist).
Es gibt über 100 Tempelanlagen in Vientiane und Umgebung, die aber mit den Prachtbauten Thailands nicht zu vergleichen sind, wobei die Architektur nicht weniger interessant ist – die Tempel sind nur nicht so prunkvoll gestaltet.
Weiter ging unser Streifzug zu Fuß durch die Stadt. In den Einkaufsläden entdeckten wir Sachen, die von den alten Kolonialherren zurückgelassen wurden. So gab es hier Senf, Käse, Kaviar, Champagner und französische Weine, deren Herkunft sich nicht verleugnen ließ. Aber nach dem Staub auf den Flaschen zu urteilen, waren das hier wohl eher Ladenhüter – kein Wunder, das meiste war für die einheimische Bevölkerung unerschwinglich.
Überhaupt konnte man mit der französischen Sprache weiterkommen als mit der englischen, die den Durchbruch hier noch nicht so recht schaffen will. Namen wie Le Bistrot, Pub Belle Ile oder Le Vendome sind keine Seltenheit.
Mit Fleischwaren und Obst sah es lange nicht so gut aus wie beim thailändischen Nachbarn. Auch wenn an den Marktständen alles ordentlich aufgestapelt war, ließ die Vielfalt der Früchte doch einige Wünsche offen.
Trotzdem; das Essen an den Ständen war sehr gut und bestens zu empfehlen. Wer nicht unbedingt auf Ingwer oder Zitronengras steht, hat es mit den Suppen schwer. Kaum in einer Suppe fehlt eines dieser Gewürze, die zwar sehr gesund sind, aber eben nicht jedermanns Geschmack.
Aber dafür gibt es ein leckeres Baguette, mit feurig, würzigen Rindswurstscheiben belegt, herrliche Nudelgerichte und süßes Gebäck, das dann auch mir wieder zusagte.
Es gab viel Gutes – auch wenn man nicht immer herausbekommen hatte, was es war. „Trau dich!“ hieß das Motto.
Inzwischen war es Nacht geworden und noch immer konnten wir nichts entdecken, das in Vientiane eine Hauptstadt vermuten ließ. Es gab kein geschäftiges Treiben, kein Night-Bazar wie in Thailand und gegen 10.00 Uhr wurde in den meisten Gegenden der Gehweg hochgeklappt (soweit vorhanden). Vientiane war unserer Meinung nach ein verschlafenes Nest. Ich weiß nicht, wo um alles in der Welt der Autor eines Reiseführers Sachen entdeckt hatte wie ‚Shopping-Center, die mit Bangkok oder Singapur zu vergleichen seien‘ oder eine ‚Rush-hour‘. Das Nachtleben steckte noch in den Kinderschuhen und man brauchte sich auch keine Sorgen machen, dass man beim Überqueren der Hauptstraße überfahren werden könnte. Obwohl Vientiane circa 2 000 000 Einwohner beherbergt, hatte diese Stadt doch eher den Charakter eines Vorortes.
Am nächsten Tag mieteten wir für ca. 7 € ein Moped und machten uns auf den Weg zum Mekong (der allerdings auch zu Fuß in 10 Minuten von unserer Unterkunft zu erreichen gewesen wäre).
Der erste Anblick dieser Gegend gab uns wieder zu bedenken, ob unsere Entscheidung nach Laos zu reisen richtig war.
Völlig verrottete, von der Nässe zerfressene Häuser reihten sich entlang des Mekongs.
Es war kaum vorstellbar, dass dort drinnen noch Menschen leben konnten.
Die Straßen bestanden nur aus Lehm. An Schulen und manch anderen Gebäuden hing die russische Fahne oder die der ehemaligen DDR, wo ja nach 1975 einige laotische Studenten zum Studium aufgenommen wurden.
Und trotzdem – irgendetwas war in diesem Land, das einen in den Bann zog. Irgendetwas Geheimnisvolles lag in der Luft.
…der Blick über den Mekong fasziniert mich. Warum? Ich weiß es nicht.
Vielleicht ist es die Ruhe und die Langsamkeit die einen verzaubert. Es gibt eigentlich nichts Besonderes hier, es ist nur ein Fluss wie jeder andere – oder doch nicht?
Vielleicht ist es aber auch die Entfernung von Zuhause, das Leben in der Fremde.
Ich weiß es nicht.
Ruhig schlängelt sich der Mekong dahin und verzweigt sich in mehrere Arme – nur der hohe Wall aus Lehm und Geröll lässt erahnen, was passiert wenn Regenzeit ist.
Dein Reisefreund
Jacko